The content of this page is intended for healthcare professionals only.

Are you a Healthcare Professional?

Wie eine Rückenmarksverletzung die Blase beeinflusst

Eine Rückenmarksverletzung ist eine Schädigung des Rückenmarks, manchmal in Verbindung mit Schäden der Nervenwurzeln im unteren Rückenmarkbereich. Jedes Jahr erleiden mindestens 7.500 Personen in Europa eine derart schwere Schädigung ihres Rückenmarks. In den USA liegt die Zahl bei ca. 10.000 Personen.

Das Rückenmark ist ungefähr so dick wie ein Finger und sehr empfindlich. Es liegt in einem mit Flüssigkeit gefüllten Kanal in Ihrer Wirbelsäule. Das Rückenmark enthält Zellen, die Signale an Ihren gesamten Körper senden und von diesem empfangen. Dank dieser Signale können wir unter anderem unsere Arme, Beine und andere Muskeln im Körper bewegen. Diese Signale steuern auch die Fähigkeit Ihres Körpers, die Blase und den Darm zu entleeren.

spinal cord injuries full width

Bei einer Schädigung Ihres Rückenmarks ist die Fähigkeit Signale zu senden und zu empfangen beeinträchtigt, was Probleme mit der Blasenentleerung zur Folge hat.

Es gibt verschiedene Arten einer Rückenmarkschädigung. Je weiter oben im Bereich des Rückenmarks eine Verletzung auftritt, desto mehr Muskeln sind betroffen. Bei einer Paraplegie ist die Verletzung des Rückenmarks so schwerwiegend, dass es zu einer Lähmung der Beine in unterschiedlichem Ausmaß kommt. Im Falle einer Tetraplegie sind sowohl die Arme als auch die Beine von der Lähmung betroffen.

Eine komplette Rückenmarkschädigung bedeutet, dass das Rückenmark vollständig durchtrennt wurde. Signale können weder empfangen noch gesendet werden und ab diesem Bereich sind weder Gefühle vorhanden noch Muskeln können bewegt werden.

Bei einer inkompletten Rückenmarksverletzung verlieren Sie teilweise die Möglichkeit Ihre Muskeln zu steuern. Ein Teil der Signale kann aber immer noch empfangen und gesendet werden. Wenn Sie eine gewisse Bewegungskontrolle über Ihre Hände und Arme haben, besteht für Sie aller Wahrscheinlichkeit nach die Möglichkeit der Selbstkatheterisierung, um Ihre Blase zu entleeren.

Inwieweit Ihre Blasenfunktion beeinträchtigt ist, hängt von der anatomischen Position und dem Schweregrad Ihrer Verletzung ab. Einfach gesagt: Je höher die Position der Verletzung ist, desto schwerwiegender können die Folgen für Ihre Gesundheit sein. Dies liegt daran, dass die Möglichkeiten zur Steuerung und Kontrolle des Urinierens über das Gehirn und dessen verschiedene Zentren verloren gehen.

Eine Verletzung, die über der anatomischen Ebene von Wirbel TH12 / L1 (12. Brustwirbel/1. Lendenwirbel) auftritt, kann eine so genannte Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie auslösen. Dies bedeutet, dass bei einer fehlenden zentralen Steuerung ein Reflexzentrum die Funktion übernimmt. Die Folge ist ein unkoordiniertes Durcheinander von Impulsen, die an Blase und Schließmuskel gesendet werden. Dadurch arbeiten Blase und Schließmuskel gegeneinander. Dies stellt wiederum eine Gefährdung für die Gesundheit dar, da dabei ein hoher Druck in der Blase aufgebaut wird, der einen Rückfluss von Harn in die Nieren verursacht, was zu schweren Nierenschäden führen kann. Außerdem bringt dies auch ein erhöhtes Risiko von Infektionen und Inkontinenz mit sich. Zur Erstbehandlung wird empfohlen, den Blasendruck mithilfe von Medikamenten zu reduzieren und anschließend eine Blasenentleerung per ISK durchzuführen.

Bei einer Rückenmarksverletzung auf oder unterhalb der Ebene von Wirbel TH12/L1 verlieren Sie den Muskeltonus der Blasen- und Sphinktermuskulatur. Denn dieser Bereich ist für die Reflexentleerung der Blase zuständig. Eine komplette Verletzung führt zu einer Areflexie des Detrusors (der Blasenmuskel zieht sich nicht mehr zusammen).

Schäden unterhalb dieses Reflexzentrums wirken sich je nach Art der Läsion auf einige oder alle Nerven in diesem Bereich aus. Wenn alle Nervenwurzeln betroffen sind, kommt es zu einem schlaffen Detrusor und Sphinkter. Am häufigsten treten jedoch inkomplette Läsionen auf. In diesem Fall sind nur einige Nervenfasern betroffen, sodass zumindest eine teilweise Muskelfunktion besteht. Ein Beispiel hierfür ist u. a., wenn zwar gespürt wird, dass sich die Blase füllt, eine Aktivierung des Detrusors und/oder Sphinkters jedoch nicht möglich ist.

Eine Verletzung im unteren Rückenmarksbereich führt zu Harnverhalt oder unvollständiger Blasenentleerung, Harnwegsinfektionen und (Überlauf-)Inkontinenz. Zur Erstbehandlung empfiehlt sich der ISK.

Laut den Ergebnissen aktueller Studien erlangen bis zu 30 % der Patienten, die die Kontrolle über Ihre Blasenfunktion verloren haben, die Blasenfunktion einige Zeit nach der Verletzung wieder zurück.

Blasen- und Darmfunktionsstörungen treten oft zusammen auf

Erst seit kurzem bemerken Ärzte und Pflegekräfte den Zusammenhang zwischen Blasen- und Darmfunktionsstörungen. Die Auswirkungen sind für Menschen mit neurogenen Erkrankungen enorm. In vielen Fällen bestehen Blasen- und Darmsymptome nebeneinander und interagieren. Es ist also Zeit für einen ganzheitlicheren Ansatz zum Wohle der Patienten.

Stellen Sie die richtigen Fragen?

Es sind jedoch Herausforderungen zu bewältigen - sowohl für den Patienten als auch für die Ärzte. Bessere Pflege und Lebensqualität sind möglich, wenn Blase und Darm gemeinsam behandelt werden.

Wir haben Berichte von Patienten mit Blasen- und Darmfunktionsstörungen im Zusammenhang mit ihrer neurogenen Diagnose gesammelt, deren Leben verbessert wurde, und wir untersuchen die Therapien, die zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, damit Patienten und Fachkräfte zu einer besseren Lebensqualität gelangen können. 

 

Links zum Thema

fgq.de

Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V.

Eine Querschnittlähmung ist nichts, was nur anderen passiert. Die FGQ hilft Betroffenen und Familien sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen und das Leben unter den neuen Bedingungen zu gestalten.

rollstuhlsport.de

Deutscher Rollstuhl-Sportverband e.V.

Der Deutsche Rollstuhl-Sportverband e.V. (DRS) hat es sich, als Fachverband des Deutschen Behinderten-Sportverbandes, zur Aufgabe gemacht, den Rollstuhlsport zu fördern und weiter zu entwickeln.