Kontinente Harnableitung und ISK

Seit über 30 Jahren werden die unterschiedlichen Verfahren der Harnableitung durch Darmsegmente erfolgreich angewandt. Erforderlich kann eine solche Operation werden, wenn in die Muskulatur der Harnblase ein Tumor eingewachsen ist.

 

In diesem Fall muss die Originalblase entfernt werden und der Urin über ein Urostoma oder einen kontinenten Blasenersatz abgeleitet werden. In Folge einer neurologisch bedingten Fehlsteuerung kann die Harnblase im Verlauf der Erkrankung die Fähigkeit verlieren, sich auszudehnen und den Urin zu speichern. Da eine Verbesserung der Speicherkapazität auch durch Medikamente nicht mehr zu erreichen ist, erfolgt auch hier oft ein teilweiser oder kompletter Blasenersatz.

Für Patienten die unter einer Interstitiellen Zystitis (IZ) leiden, ist oftmals der Leidensdruck so groß, dass auch hier die Harnblase entfernt und ein kontinenter Blasenersatz geschaffen wird. Bei der IZ handelt es sich um einen chronischen, entzündlichen Prozess in der Blasenwand, dessen Folge eine überaktive Blase mit sehr häufigem Wasserlassen, verringerter Blasenkapazität und starken Schmerzen ist.


Formen der kontinenten Blasenersatzanlagen
Heutzutage steht eine Vielzahl operativer Verfahren zur Anlage einer Ersatzblase zur Verfügung.

Blasenaugmentation
Bei der Blasenaugmentation handelt es sich nicht um einen kompletten Blasenersatz. Die Originalblase bleibt erhalten. Um eine ausreichende Speicherkapazität der Blase zu erreichen, wird die Harnblase eröffnet und mit einem Darmsegment vergrößert. Die Entleerung erfolgt dann mittels intermittierender Katheterisierung über die Harnröhre oder über ein katheterisierbares kontinentes Stoma im Bauchbereich.

Pouch
Bei dieser Blasenersatzoperation wird die Originalblase entfernt und, je nach Operations-Technik, wird aus unterschiedlichen Darmanteilen (Dünndarm/Dickdarm) ein Reservoir (Pouch) konstruiert. In dieses „Reservoir“ werden die Harnleiter implantiert. Zur Blasenentleerung wird, wenn noch vorhanden und verwendbar, aus dem Blinddarm eine kontinente Verbindung zwischen Pouch und der Bauchhaut angelegt. Die Entleerung erfolgt in diesem Fall durch die intermittierende Katheterisierung über den Nabeltrichter.

Neoblase
Auch bei dieser Blasenersatzoperation wird die Originalblase entfernt und mit 40 – 60 Zentimeter Dünndarm eine „neue Blase“ (Neoblase) angelegt. Die Harnleiter werden zur Verbindung mit den Nieren mit der Neoblase verbunden. Im Unterschied zur Pouch-Operation wird in diesem Fall die Ersatzblase mit der Harnröhre verbunden. Die Patienten können die Blase mittels Bauchpresse entleeren, es besteht jedoch die Möglichkeit der Restharnbildung, welcher mit Hilfe eines Katheters abgeleitet werden muss, um Infektionen zu vermeiden.

Mitrofanoff-Stoma
Das Mitrofanoff-Stoma ist eine künstliche, kontinente Harnableitung über die Bauchdecke. Dabei wird, wenn noch vorhanden, aus dem Blinddarm eine kontinente Verbindung zwischen der Originalblase oder einem Pouch hergestellt. Diese Operation wird in erster Linie vorgenommen, wenn eine Katheterisierung über die Harnröhre nicht möglich ist.

Intermittierender Selbstkatheterismus (ISK) kann helfen

Der intermittierende Selbstkatheterismus (ISK) mithilfe eines Einmalkatheters ist eine sichere und bequeme Art, die Blase zu entleeren. 

  • Er ist einfach zu erlernen und die meisten empfinden es
    schnell als natürlich, auf diese Weise die Blase zu entleeren.
  • Er kann relativ schnell und überall durchgeführt werden.
  • Katheter sind einfach mitzuführen und leicht in der Anwendung.
  • Bei Patienten mit Neoblase ermöglicht er, eine ausreichende, kontinente Speicherkapazität zu erreichen und andererseits eine möglichst restharnfreie, willkürliche Urinausscheidung über die Harnröhre.
  • Pouch-Patienten können mithilfe des ISK den Pouch restharnfrei katheterisieren.

Es ist verständlich, dass Sie sich Sorgen darüber machen, welche Auswirkungen die Katheterisierung wohl auf Ihr Leben haben wird. Und auch wenn die Katheterisierung tatsächlich die Dinge verändert, gilt dies nicht zwangsläufig für alles im Leben.

Damit zu leben, dass man sich katheterisieren muss, ist sicher nicht einfach. Aber es kann Ihnen vielleicht erleichtert werden. Insbesondere, wenn Sie sich für einen Katheter entscheiden, der das Risiko von Komplikationen oder Peinlichkeiten und etwaige Sorgen bezüglich des Prozederes minimiert und es Ihnen ermöglicht, weiterhin Sie selbst zu sein und Ihren Interessen nachzugehen.

 

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